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Wie die phänomenologische Arbeit plötzlich sichtbar für unsere Familie wurde.
Unser Sohn Felix war ungefähr 4 Jahre alt, als mein Mann Wolfgang, mal wieder als Helfer bei einem Seminar für Familienaufstellungen tätig war.
Felix und ich spielten daheim mit seiner geliebten Holzeisenbahn in seinem Zimmer als es passierte. Aus heiterem Himmel fing Felix an zu stottern. Mir blieb fast das Herz stehen, wie mein geliebtes Kind plötzlich Maaaammmaaaa stotterte. Ich versuchte , mir nichts anmerken zu lassen, doch ich war total geschockt. Ich dachte : ruhig Anette, das wird gleich wieder aufhören, das kann ja mal passieren.
Leider war das nicht so……
Instinktiv griff ich zum Telefon und rief meinen Mann Wolfgang an. Glücklicherweise hatte er gerade Pause und ich fragte ihn: was machst Du da gerade? Er antwortete: das du jetzt anrufst ist ja echt ein Ding. Ich war gerade in einer heftigen Aufstellung wo es um den zweiten Weltkrieg ging. Ich sagte: Wolfgang, Felix hat eben angefangen zu stottern und hört nicht mehr auf.
Wie kann das nur sein?
Wolfgang war auch geschockt und versprach mir, mit dem Aufstellungsleiter zu sprechen.
Stottern zeigt, das es ein Geheimnis in der Familie gibt, war die Antwort vom Familienaufsteller.
Vom Kinderarzt kam die Aussage: “es tut mir leid, aber Stottern ist ein Phänomen und keiner weiß so recht woher es kommt und ob es wieder verschwindet.
Gehen Sie doch mal zu einer Logopädin.”
Die Sprachtherapeutin sagte: Eine Sprachtherapie macht man eigentlich erst ab 6 Jahren.
Die Kindergärtnerin schlug sofort Alarm und meinte wir wären Schuld, ob wir Eheprobleme hätten.
Die ganze Situation war sehr schrecklich.
Keine wirkliche Erklärung, keine wirkliche Hilfe und jeden Tag wurde das Stottern schlimmer. Wir waren verzweifelt und ich vermied es schon, Felix etwas zu fragen um nicht sein Stottern zu hören.
An der Reaktion der Leute um ihn herum, merkte Felix das etwas mit ihm nicht stimmte und fing an sich zu verkriechen.
Wolfgang und ich waren sehr traurig und redeten kaum noch von etwas anderem. Da kamen wir wieder auf den Ausgangspunkt zurück, seine Aufstellung mit dem Krieg. Denn da begann ja das Stottern. Wir fingen an, uns mit unseren Eltern und Großeltern zu beschäftigen.
Was haben die im Krieg erlebt?
Welche Funktionen hatten Sie damals?
Mein Vater war erst 10 Jahre alt und musste mit seiner Mutter und seinen Geschwistern fliehen. Mein Opa war Militärarzt und wie ich erst seit kurzem weiß, den Nazis nicht abgeneigt. Wolfgangs Mutter war Jazzsängerin im Krieg und hatte auch mehrfach für die Soldaten gesungen.
Und dein Vater fragte ich?
Mein Vater war Pilot und flog Stucker Maschinen. Und was machte er genau? Keine Ahnung, er flog eben ,war die Antwort. Wir fragten dann einen älteren Freund und Nachbarn : sag mal Klaus, was für eine Aufgabe hatten eigentlich die Stuckerflieger im Krieg. Naja die haben die Bomben abgeschmissen war die Antwort. Und da war der Schock wieder da! Ich werde nie vergessen ,wie Wolfgang`s Gesicht weiß wurde vor Schreck, denn das war ihm nie klar gewesen.
Sein Vater war schon sehr jung gestorben, Wolfgang war gerade mal 12 Jahre alt und sein Vater 47.
Es war eine furchtbare Tragödie für ihn und seine Familie und das über nichts geredet wurde und es viele Geheimnisse gab, hatten wir immer den Umständen die durch den frühen Tod seines Vaters entstanden sind, zugeschrieben.
Doch nun war unser jüngster Sohn betroffen und wir beschlossen, dieses Thema bei der nächsten Familienaufstellung zu bearbeiten. Glücklicherweise mussten wir nicht lange auf den nächsten Termin warten. Der Seminarleiter, ein Mann dem ich sehr vertraue und den ich schon lange kenne, gab uns schnell die Möglichkeit mit unserem Anliegen zu ihm zu kommen.
Wir erzählten was vorgefallen ist und er ging sofort in Resonanz mit Wolfgang und seinem Vater. Es wurde eine sehr ergreifende Aufstellung und das Lösungsbild habe ich heute noch tief in meinem Herzen.
Wolfgang stand mit seinen Söhnen an den Händen vor den gefallenen Soldaten,Männern,Frauen und Kindern die alle durch die abgeworfenen Bomben seines Vaters ums Leben kamen verneigte sich tief und gab ihnen die Ehre.
Wie wir nach Hause kamen, ging es Felix schon viel besser. Seine Patentante die den ganzen Tag mit ihm verbrachte, erzählte: man konnte es spüren und sehen, wie die Erleichterung kam und er wieder fröhlich wurde.
Nach weiteren 3 Tagen war der Spuk vorüber und Felix stotterte nicht mehr ,bis heute.
Was war geschehen?
Felix erinnerte und holte mit seinem Stottern ein Geheimnis an`s Licht. Das schreckliche Schicksal seines Großvaters und der davon betroffenen Menschen war nun sichtbar geworden. So konnte man endlich um das Trauern was vorgefallen und verschwiegen war und im verborgenen seine Arbeit tat. Die Frage warum Wolfgangs Vater nach dem Krieg nie wieder wirklich glücklich war und so früh starb, bekam nun einen Sinn.
Doch auch er stand wie viele andere nur im Dienst einer viel höheren und geführten Sache und hat keine Schuld.
Wir werden immer ein liebevolles Andenken an ihn bewahren.
Sollten Sie mehr über die phänomenologische Arbeit wissen wollen empfehle ich Ihnen das Buch :
“ Zweierlei Glück „von Bert Hellinger.